Salzburg: Ein Jahr Corona-Virus in Salzburg

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Grenzkontrollen in Salzburg, Grenzübergang kleiner Walserberg
Foto: Land Salzburg/Melanie Hutter
25 Feb 22:00 2021 von Redaktion Salzburg Print This Article

Erste bestätigte Infektion am 29. Februar 2020 / Ein Rückblick auf zwölf Monate Pandemie / Impfung und Tests als Hoffnung

(LK) Am 29. Februar 2020 wurde die erste Corona-Infektion in Salzburg bestätigt. Eine Frau aus Wien, die sich damals in Fusch aufhielt, war die erste Covid-Patientin in häuslicher Quarantäne. Der Beginn eines Jahres, wie es Salzburg noch nicht erlebt hat, das sich auch in neuen Begrifflichkeiten ausdrückt. Neue Wörter wie Lockdown, 7-Tage-Inzidenz, Contact Tracing, Absonderungsbescheid und viele mehr sprechen und hören wir tagtäglich. Eine Chronik über ein Jahr Corona in Salzburg, die vielen gesundheitspolitischen Herausforderungen, schwierige wirtschaftliche Zeiten und gesellschaftliche Aufgaben.

Am 29. Februar 2020 wurde die erste Patientin in Salzburg positiv auf das Corona-Virus getestet. Zu diesem Zeitpunkt war das Land bereits vorbereitet, die „Vorboten“ der aufflammenden Pandemie in China und Italien waren angekommen. Der Bund hatte die Behörden schon Ende Jänner befugt, bestätigt Infizierte per Bescheid in häusliche Quarantäne zu schicken und so die Verbreitung des Virus einzudämmen. Die Hygiene- und Abstandsregeln, die uns seit einem Jahr als wirksame Mittel gegen eine Ansteckung begleiten, galten auch zu diesem Zeitpunkt schon. Nur der Mund-Nasen-Schutz und die FFP2-Masken folgten erst etwas später.

Der historische 15. März

Am 11. März 2020 erklärte die Weltgesundheitsorganisation WHO den Covid-19-Ausbruch zur Pandemie. Am 15. März wird in Salzburg die Wintersaison vorzeitig beendet. Alle Seilbahnen und Beherbergungsbetriebe schließen, das gab es noch nie im Tourismusland Salzburg. Der erste Lockdown tritt am 16. März in Kraft. Kaum Verkehr, keine Menschen auf Straßen und Plätzen, gespenstische Ruhe prägte diese Zeit, besonders das Osterfest mit Ausgangsbeschränkungen war anders als sonst. Beim Stand von 60 positiv auf Corona getesteten Personen wurden die Gesundheitsämter personell verstärkt und das Contact Tracing in den darauffolgenden Wochen und Monaten immer weiter ausgebaut und professionalisiert. In der Zeit der höchsten Anzahl an Neuinfektionen waren bis zu 700 Personen in der Kontaktpersonenverfolgung im Einsatz. Mitarbeiter aus Stadt, Land, Bundesheer, eigens vom AMS rekrutierte Mitarbeiter sowie Gemeindebedienstete arbeiten bis heute unermüdlich an der Unterbrechung der Infektionsketten.

Reisebeschränkungen und Grenzkontrollen

Am 16. März 2020 begannen auch die Kontrollen an der Grenze zu Bayern, die bis heute nicht wieder gänzlich aufgehoben wurden, nur die Intensität hat sich je nach Lage verändert. Vor allem Pendler und Familienangehörige brauchten und brauchen immer wieder viel Geduld beim Grenzübertritt. Nachdem Staatsgrenzen im Schengenraum jahrzehntelang kaum noch zu spüren waren, eine ungewohnte Situation in einem vereinten Europa.

Von der Krise zur Routine

Der Corona-Einsatzstab, der von Beginn an die Kräfte bündelte und zielgerichtet einsetzte, war von 29. Februar bis 12. Juni 2020 aktiv. Danach wurden die Aufgaben des Stabes nahtlos von einer Zusammenarbeit bestehend aus Katastrophenschutz, Landessanitätsdirektion, Bezirkshauptmannschaften, Informatik und Landes-Medienzentrum übernommen. Eine Eindämmungs-Strategie ermöglichte es den Behörden seit Ende Juni des Vorjahres, das Contact Tracing jeweils flexibel an die Infektionszahlen anzupassen.

Gemeinden unter Quarantäne

Ende März wurden drei Gemeinden im Gasteinertal (Dorfgastein, Bad Hofgastein, Bad Gastein), zwei im Großarltal (Großarl, Hüttschlag) und Flachau sowie Altenmarkt im Pongau, Zell am See und Saalbach-Hinterglemm vorübergehend und zeitversetzt je nach Lage unter Quarantäne gestellt. Die Anzahl der Kontaktpersonen von Infizierten war unüberschaubar geworden. Eine weitere Quarantäne folgte nach stark ansteigenden Infektionszahlen von 17. Oktober bis 1. November in der Gemeinde Kuchl.

Zusatzspitäler und Quarantänequartiere

Die größte Sorge galt im vergangenen Corona-Jahr auch in Salzburg dem Gesundheitssystem und ob es der Belastung durch Covid-19-Patienten, vor allem auf den Intensivstationen, standhält. Im vergangenen Frühjahr wurden angesichts der ersten Welle vorsorglich im Messezentrum Salzburg, in St. Veit im Pongau und in Mittersill Covid-19-Sonderspitäler eingerichtet, um für eine große Zahl an Patienten gerüstet zu sein. Alleine im Messezentrum wurden rund 700 Betten aufgebaut, bis zu 1.200 wären möglich gewesen. Es ging nie in Betrieb, der Lockdown wirkte rechtzeitig. Später wurde die Versorgung von Corona-Patienten in die Krankenhäuser integriert, um langfristig die Versorgung von Covid- und Nicht-Covid-Patienten zu gewährleisten, den Stau an Behandlungen abzubauen.

Dramatisches Jahr für Seniorenwohnhäuser

Besonders hart getroffen wurden im vergangenen Jahr die Seniorenwohnhäuser, wo bis dato 1.255 Bewohner mit Covid-19 infiziert wurden und davon 233 verstarben. Mit Besuchsbeschränkungen und –verboten sowie besonderen Sicherheits- und Hygienekonzepten wurde von Bund, Land und Trägern versucht, die Bewohner so gut wie möglich vor einer Infektion zu schützen. Der bedeutendste Schritt war hier die Impfung, die bereits vor kurzem abgeschlossen wurde. Zuletzt gab es kaum noch positive Fälle in den Häusern.

Hilfspakete und Corona-Landesbudget

Schwer getroffen wurden Wirtschaft, Beschäftigte, Kultur und Gemeinden von der Pandemie. Bund und Land schnürten Unterstützungspakete. Das Salzburger Landesbudget wurde mit einem starken Schwerpunkt auf die Pandemie erstellt, und eine Neuverschuldung von 390 Millionen Euro wurde dafür in Kauf genommen. Das mit 30 Millionen Euro dotierte Unterstützungspaket des Landes für Gemeinden wurde im Oktober um 50 Millionen zusätzlich aufgestockt und verlängert. Ein Impulsprogramm pumpt zehn Millionen in den Klimaschutz, ebenso viel stellen Land und Wirtschaftskammer für Klein- und Mittelbetriebe bereit. Bis 2023 sind 74 Millionen Euro für eine Pflegeoffensive reserviert. Mehr als 290 Millionen Euro fließen in den kommenden Jahren in die Salzburger Spitäler. Auch bei Kultur und Sport wurden Millionen zur Absicherung von Künstlern und Vereinen mobilisiert.

Etwas durchatmen im Sommer

Eine gewisse Leichtigkeit begleitete die Salzburgerinnen und Salzburger über den Sommer hinweg. Die Strandbäder und Seen wurden eifrig genutzt, mit Abstand und Sicherheitskonzepten. Urlaub im eigenen Land erhielt im vergangenen Jahr zudem einen neuen Stellenwert. Das verhinderte einen noch stärkeren Rückgang im Salzburger Tourismus. Covid-19 erinnerte aber von Zeit zu Zeit mit vereinzelten Clustern im Bundesland, dass es noch nicht vorbei ist.

Deutschlands Reisewarnung als Schreckgespenst

Am 22. Oktober sprachen Deutschland und die Niederlande eine Reisewarnung für Salzburg aus. In den Wochen davor wurde intensiv versucht, die Infektionszahlen niedrig zu halten und diese Warnung zu verhindern. Nach einem Sommer, in dem auch die Tourismusdaten deutlich besser als erwartet waren, mit nur noch geringen Rückgängen im Vergleich zum Vorjahr, war das ein schwerer Rückschlag mit großen Auswirkungen für Beherbergung und Gastronomie. Noch am 17. Oktober wurden im Land Salzburg die Corona-Maßnahmen verschärft. Veranstaltungen wurden stark eingeschränkt, die Oberstufenschüler wurden ins Home-Schooling geschickt. Trotz aller Bemühungen, die 7-Tage-Inzidenz wieder unter 50 zu senken, stiegen die Infektionszahlen in Salzburg in dramatischem Ausmaß weiter.

Weihnachten mit Corona-Test

Je kälter die Tage im vergangenen Jahr wurden, desto dramatischer entwickelten sich die Neuinfektionen im Bundesland. Als neues Mittel im Kampf gegen die Pandemie wurden Massentests in ganz Österreich durchgeführt. Die Premiere erfolgte in Salzburg am ersten Dezember-Wochenende in der Gemeinde Annaberg-Lungötz, dann wurden Mitte Dezember die Tests im gesamten Bundesland durchgeführt. Bereits vor Weihnachten wurden die Teststraßen zur dauerhaften Institution. Zahlreiche Salzburgerinnen und Salzburger nutzen die Gelegenheit vor und während den Feiertagen, um Gewissheit zu haben oder ihre Angehörigen vor einer Ansteckung zu schützen. Mittlerweile gibt es ein flächendeckendes Netz an kostenlosen Teststationen des Landes.

Jahreswechsel zwischen Hoffen und Bangen

Die ersten Zulassungen im Herbst und die erste Impfung in Salzburg am 27. Dezember brachte Hoffnung, gleichzeitig stellen Virus-Mutationen die Mediziner und Behörden vor große Herausforderungen. Durch ansteckendere Varianten wurde das Contact Tracing adaptiert und intensiviert. Die Impfung in den Seniorenwohnhäusern in Kombination mit dem Lockdown brachte auch eine Entspannung auf den Intensivstationen. In diesen Tagen werden Personen über 80 Jahre, medizinisches Personal und Risikopatienten geimpft, mehr als 30.000 Impfdosen wurden bisher verabreicht.

Wörter der Pandemie
Während die Pandemie fortschritt, veränderte sich nicht nur der Alltag der Salzburgerinnen und Salzburger dramatisch, auch die Sprache veränderte sich in den vergangenen zwölf Monaten radikal. Hier eine kleine Auswahl an „neuen“ Begriffen für den Alltagsgebrauch, natürlich ohne Anspruch auf Vollständigkeit: Pandemie, Quarantäne, Abstrich, absondern, isolieren, Contact Tracing, Verdachtsfall, Mund-Nasen-Schutz, FFP2-Maske, Aerosole, Superspreader, Sieben-Tage-Inzidenz, vulnerable Gruppen, Mutation, Vakzin, Lockdown, Lockerungen, PCR-Test, Gurgeltest, Nasenbohrertest, Eintrittstest, Schnelltest, Antigentest, Impfvordrängler, Corona-Skeptiker, Querdenker, Besuchsregeln, Social Distancing, asymptomatisch, Herdenimmunität, Impfplan, mRNA, Cluster, Einreiseverordnung, Home-Office, Home-Schooling, Zoomparty. Relativ rasch änderten sich auch die Grußformeln. „Bleiben Sie gesund“ wurde zuvor wohl kaum so oft verwendet wie im vergangenen Jahr.


Quelle: Land Salzburg



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